Engagierte Führungskräfte eröffnen Lernzentrum in Kambodscha
Im fast 10.000 Kilometer entfernten Kambodscha betraten am 2. Mai 2014 zehn Manager ein gelb angestrichenes Gebäude. Um sie herum liefen hunderte Kinder; auch sie wollten das Gebäude von innen sehen. Sie alle verband die Neugierde, das neu eröffnetes Lernzentrum im ländlichen Tonloab in Kambodscha zu erkunden. Ein wenig erinnert es an eine Bibliothek – lange Regalreihen mit Büchern, sortiert nach Themen und Sprachen.
Bildung ist ein wertvolles Gut, das in Kambodscha gerade in ländlichen Regionen nicht allen zur Verfügung steht. Den Zugang zu Bildung zu ermöglichen, war für die Teilnehmer des General Management Plus Programms der WHU neun Monate lang eine Vision, die im Mai realisiert wurde. Unterstützung erhielten die Führungskräfte vom Sozialunternehmen BOOKBRIDGE, das in Kambodscha und der Mongolei Lernzentren baut. Für die Teilnehmer standen seit September 2013 drei Theoriemodule an der WHU auf dem Plan, in denen sie das nötige Fachwissen in den Bereichen Strategie, Innovation, Führung und Unternehmertum lernten. In dieser Zeit wurde auch ein Business Plan für das Business Impact Projekt erarbeitet; Ziel war es, dass sich das Lernzentrum, das sie im vierten Programm-Modul in Kambodscha eröffnen würden, innerhalb eines Jahres selbst finanzieren kann.
Bereits im ersten Modul im September hatte Carsten Rübsaamen, Gründer von BOOKBRIDGE, den Teilnehmern eine Einführung in das Land und die Kultur Kambodschas gegeben. Von da an hielten sie in Kleingruppen regelmäßig abends Telefonkonferenzen ab, um den aktuellen Stand dieses Business Impact Projects zu besprechen. „Zunächst haben wir uns in Teams aufgeteilt, die sich mit den verschiedenen Themenbereichen beschäftigten“, erzählt Programmteilnehmerin Rebecca Stallbaumer. „Es galt die Bedürfnisse der Gemeinde vor Ort herauszufinden, ein „Local Hero“ musste gesucht werden, der das Lernzentrum zukünftig leiten soll und es gab natürlich auch ein Team, welches ein geeignetes Gebäude finden musste und eines, das sich mit Marketing und Kommunikation beschäftigte.“ Sich abends noch nach einem langen Arbeitstag im Vollzeitjob die Zeit zur Besprechung zu nehmen, erforderte natürlich auch höchste Disziplin und einiges an Organisation von den Teilnehmern. Highlights während der Vorbereitungszeit waren der „Investor Pitch“, bei dem die Projektgruppe ihren Business Plan dem Investor „UBS Stiftung“ erfolgreich präsentierte und die Nachricht aus Kambodscha den Kleinunternehmer Vannak Pen als Local Hero für das Lernzentrum gefunden zu haben.
„Das war schon eine Herausforderung für das gesamte Team, als wir vor Ort in Kambodscha waren“, gibt Stallbaumer offen zu. Die Teilnehmer hätten sich zuvor nur bei den Modulen am Campus in Düsseldorf getroffen und kennengelernt, eine Woche zusammen in Kambodscha bei schwül-heißem Wetter, anderen Hygienebedingungen und anstrengendem Programm sei schon etwas anderes. „Wir haben alle gut zusammen gearbeitet, wir haben auf die Stärken aller Teammitglieder gesetzt. Es gab zum Beispiel einen Designer und einen Bauingenieur in unserem Team, die haben sich dann besonders eingebracht, als es um die baulichen Änderungen am Gebäude und die Inneneinrichtung ging“, erinnert sich Stallbaumer. Das Lernzentrum befindet sich in einem Gebäude einer Schule in Tonloab in der Provinz Takeo. Das lokale Erziehungsministerium hatte bei der Suche nach einem geeigneten Ort geholfen. Es gibt dort nun Bücher in Englisch und in der Amtssprache Khmer und einige Computer, die von der Firma eines Teilnehmers gespendet wurden. Ebenfalls sei es eine große Herausforderung gewesen, mit den sehr unterschiedlichen kulturellen Werten zu Recht zu kommen. So habe sich das Team eher informell abgestimmt und einzelnen Teammitgliedern viel Autonomie für ihre jeweiligen Aufgabenbereiche gegeben, während im Umgang mit Ansprechpartnern vor Ort Hierarchien und Protokoll bisweilen eine große Rolle spielten. „Bei der Eröffnungsfeier wurde das sehr deutlich, sie war sehr formell gehalten“, erzählt Stallbaumer mit einem Schmunzeln. „Die rund 300 anwesenden Gäste lauschten den Rednern, die in einer zuvor klar bestimmten Abfolge reden durften und es gab eine festgelegte Sitzordnung.“
Für die Führungskräfte aus Südafrika, Deutschland, Mexiko und Brasilien war die Umsetzung des Business Impact Projektes in einem Schwellenland und die Reise nach Kambodscha eine prägende Erfahrung, sowohl für sie persönlich als auch für ihre zukünftigen Führungsaufgaben im Unternehmen. Zwei Aufgaben haben sie noch zu bewältigen: eine Bibliothekarin soll im Lernzentrum angestellt werden, und es sollen Stipendien für Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien angeboten werden, damit sie am Unterricht teilnehmen können.